Kunstflug
Pressebericht - Pinneberger Tageblatt
Sonnabend,17.08.2002, 01:18 Uhr

Über der Elbe zwischen Glückstadt und Wedel unterrichtet Markussen in seiner „Zlin 526“ das Kunstfliegen. Einer seiner Schüler: Fluglehrer Hans Riedel. Foto: Krägenau
Im Sturzflug auf die Elbinseln zu
Von Ulf Krägenau

Uetersen. Das Klingeln im Cockpit zeigt an, dass die Motoren der „Zlin 526“ nicht mehr arbeiten, mit atemberaubender Geschwindigkeit rast das Flugzeug aus 600 Meter Höhe im Sturzflug auf die Elbinsel Schwarztonnensand zu. Gerade noch rechtzeitig fängt der Pilot die Maschine ab und setzt zum Looping an, der die Besatzung druckvoll in die Sitze presst. Nach einem kurzen Rückenflug dreht die Maschine, das Flugzeug scheint im Luftraum zwischen Glückstadt, Krückaumündung und Elbe zu schweben, als hätte es die waghalsigen Manöver nie gegeben.

Was auf die Mitflieger wie ein Himmelfahrtskommando wirkt, ist für Kurt Markussen zum Beruf gewordenes Hobby: Seit einem Monat gibt der Däne Kunstflugunterricht. Fünf Schüler hat er bereits. Dabei kann die Erlaubnis nur erwerben, wer bereits die Privatpilotenlizenz für Motorflugzeuge besitzt. 1200 Euro kostet es, sich zum Himmelsakrobaten fortbilden zu lassen.

Sofern es das Wetter zulässt, wird vom „Tower Restaurant“ auf dem Flugplatz ab morgen an jedem Sonntag ab 15 Uhr eine kostenlose Kunstflugschau von fünf Minuten zu sehen sein - der Flughafen wird zum idealen Ausflugsziel.

Hans Riedel, in Markussens Flugschule „Airborne“ am Flughafen Fuhlsbüttel tätig und einer der Schüler, erklärt die Faszination für das Fliegen so: „Fliegen ist ein Sport, der alle Sinne anspricht, eine intellektuelle Herausforderung. Kunstfliegen ist wie eine Bazille, das lässt einen nicht mehr los.“ Markussen greift zum Vergleich mit der Musik: „Der Sport stellt höchste Ansprüche an die Feinmotorik, ergreift emotional und bietet Möglichkeiten zur Improvisation.“

Lassen Unglücke wie das in der Ukraine, wo während einer Flugschau 83 Menschen starben, Zweifel an dem Sport aufkommen? „Nein“, antworten Markussen und Riedel unisono. „Die Piloten haben ihre Grenzen nicht gekannt, haben sehr anspruchsvolle Übungen in geringer Höhe gemacht. Das ist unverantwortlich und in Deutschland nicht möglich. Wenn die vorgeschriebene Mindesthöhe von 450 Metern eingehalten wird, können Maschinen noch abgefangen werden. Kunstfliegen ist kein gefährlicher Sport, auch wenn Medienberichte diesen Eindruck erwecken“, sagt Riedel.

Markussen sieht sogar den gegenteiligen Effekt: „Kunstfliegen entspricht einem Schleudertraining für Autofahrer. Die Piloten lernen, das Flugzeug zu beherrschen, selbst wenn etwas Unvorhergesehenes geschieht.“

Penibel achtet Markussen darauf, die Sicherheitsvorschriften einzuhalten. Allein das Prozedere vor dem Start dauert nahezu 20 Minuten: Ein Fallschirm muss angelegt und erklärt, zahlreiche Gurte angelegt und festgezurrt werden. „Manche Frauen kommen nur wegen des Anschnallens her“, scherzt der Däne.

Die atemberaubenden Figuren, die Markussen in den Himmel „malt“, locken indessen nicht nur Piloten an.
Viele, die schon Bungee oder Fallschirm gesprungen sind, möchten sich auch einmal in das Cockpit setzen und mitfliegen. Das ist durchaus möglich. Interessierte wenden sich an den sympathischen Dänen, der sie dann an Piloten vermittelt, die Gäste mitnehmen. Was der Spaß kostet, machen Kapitän und Besucher miteinander aus.

„Luftkrank“ geworden ist Markussen bei seinen Übungen noch nie. Anfängern geschehe das allerdings gelegentlich, berichtet die Frohnatur schmunzelnd. „Von Achterbahnfahrten sollte den Teilnehmern nicht übel werden“, warnt er.

Kurt Markussen ist unter der Nummer (01 72) 9 25 95 55 zu erreichen. Weitere Informationen im Internet unter www.c-172.de.
Zurück zur Kunstflug-Info